Sünde gegen den Geist

Einleitung

Die Sünde gegen den Heiligen Geist – das große Druckmittel? Angstmacherei bei den Christen? Unverstandene Belehrung oder mutwilliger Machtmissbrauch?
Anscheinend ein gewichtiges Thema, es ist immer wieder eine Frage, die auch gerade bei „jungen“ Christen auftaucht.
Ist diese Frage zu der „Sünde gegen den Heiligen Geist“ ein so schwieriges Thema? Von einem gewissen “theologischen” Standpunkt aus, ja. Nur von der Bibel ausgehend, nein!
Bei der Vorbereitung zu diesem Thema, welches mich auch nun über Jahre begleitet, bin ich auf diverse positive, wie auch negative Antworten gestoßen. Gerade im Zeitalter des Internets sind z. Bsp. obskure „Prediger“ zu finden, die daraus eine regelrechte Drohbotschaft machen. Als Folge einer falschen Belehrung leiden viele Christen unter Angstzuständen, werden psychisch krank und ziehen sich von der Versammlung/Gemeinde zurück. 
Ich bin mir bewusst, dass es viele Geschwister gibt die in diesem Zusammenhang aufklärend und seelsorgerlich helfen, ich möchte nur an dieser Stelle meinen Standpunkt aufzeigen. Auch ich bin einmal in diese „Falle“ getappt und habe etliche Jahre unter dieser Angst gelitten. Der „Ausstieg“ aus diesem Zustand ist mir mit Hilfe eines intensiven Bibelstudium und die seelsorgerliche Begleitung durch einen Bruder im Herrn gelungen. Dieser hat mir erneut Mut gemacht alles an Lehre zu hinterfragen und mir selbst aus dem Wort Gottes die Antwort zu suchen. Er hat mir auch geraten diverse Kommentare zu Rate zu ziehen und mich auch mit dem Grundtext der Bibel auseinanderzusetzen.
Und diese Antworten, die ich gefunden habe, gebe ich jetzt an dieser Stelle weiter, in der Hoffnung Mut zu machen sich selbst gründlich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen.

Der Bibeltext mit Erläuterungen

Betrachten wir kurz den biblischen Hintergrund. Ich beziehe mich nun auf die Begebenheit in Mt. 12, 22-32.
Zu Jesus wird ein Besessener gebracht. Und dieser wird von Jesus geheilt. Die Menschen, die das sahen waren erstaunt und fragten sich ob dieser Jesus nicht der Sohn Davids, der Messias, sei.  Als die Pharisäer (Die „Abgesonderten“; seit dem 2. Jahrhundert v. Chr., eifrig in der Erfüllung des Gesetzes) es hörten, gerieten sie außer sich und behaupteten das Jesus dieses Wunder durch Beelzebul, den Fürsten der Dämonen, also dem Satan, gewirkt hätte.
Sie stellten somit das Wirken Gottes durch den Heiligen Geist in Abrede!
Die Antwort Jesu lässt nicht lange auf sich warten. Zunächst stellt er ihre Aussage in Frage und zeigt das anhand eines Gleichnisses. Damit zeigte er ihr verdorbenes Denken und Handeln auf. Auch ihr widersprüchliches Verhalten deckte er somit auf.
Es ist ersichtlich, dass die Wunder Jesu nur durch die Kraft und dem Wirken des Heiligen Geistes geschehen. Jesus verweist darauf, dass es nicht um ihn persönlich geht, sondern um das „Göttliche“, welches in ihm wohnt.
Das ist ein wichtiger Punkt, dazu ein kleiner Exkurs. Gott benutzt nicht menschliche Kraft und Willen um zu handeln, sondern er tut das durch seinen Geist. Als Beispiel Mose und die siebzig Älteste, siehe 4. Mose 11, 14- 17.
Es geht darum das Mose überfordert war sich um das riesige Volk Israel zu kümmern. Also wurden siebzig Männer ausgewählt und sie bekamen den Heiligen Geist zugeteilt, um ihre Aufgaben zu verrichten.
Dann Jesus selbst, als Sohn Gottes wurde er Mensch und kam in unsere Welt. Bei seiner Taufe im Jordan kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn und sein öffentliches Wirken begann.
Dazu die Verheißungen über den Heiligen Geist in Joh. 14 und 16, welche Zurüstung wir als Christen dadurch erfahren. Vieles davon ist in der Apostelgeschichte nachzulesen. Unsere Wiedergeburt geschieht durch den Heiligen Geist, während unserer Bekehrung werden wir mit ihm getauft und er bleibt in uns (Joh. 14,16).
Somit ist ersichtlich wie wichtig das Wirken des Heiligen Geistes ist, Gott wirkt also durch ihn mittels Menschen direkt in diese Welt.
Die Pharisäer verwarfen dieses Wirken und somit auch ihre Beziehung zu Gott. Sie stellten sich gegen Gott. Und das ganz bewusst mit ihrer Aussage über das Handeln Jesu. Und die Antwort von Jesus über ihre Handlung ist eindeutig und auch erschreckend.
Aber für wen nun? Es klärt sich vieles, wenn wir den Bibeltext genauer betrachten.

Eine genaue Betrachtung

Das erste was nun wichtig ist es zu erfassen an welchem Zeitpunkt wir uns in der Bibel befinden. Es sind die Evangelien, die wir hier vor uns haben. Diese sind ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte Gottes mit seinem Volk. An dieser Stelle erfüllen sich wichtige Prophezeiungen aus dem Alten Testament. Der Messias kommt in diese Welt zu seinem Volk Israel! Folglich geht es hier dann ausschließlich um das Volk Israel und nicht um die Versammlung/Gemeinde. Durch die Kreuzigung Jesu erlebt das Volk Israel seine Verwerfung und durch die Auferstehung wird der Weg freigemacht, dass auch die Nichtjuden nun das Heil Gottes in Jesus Christus erfahren und erleben dürfen. Dass zu einem späteren Zeitpunkt, der weit in der Zukunft liegt, Israel wiederhergestellt und dann schlussendlich Jesus als Messias annehmen wird, können wir hier in Mt. 12 auch entnehmen.
Dass es hier also in erster Linie um die Auseinandersetzung Jesu und dem Volk Israel geht, ist auch in der Art und Weise wie Jesus hier redet und antwortet zu sehen. Es ist absolut derselbe Umgang den ein Rabbi mit seinen Schülern pflegt. Es ist dieselbe Tiefe, die ein Jude aus dem Talmud kennt.
Somit haben die Pharisäer sehr genau verstanden was hier Jesus über sie gesagt hat. Was für uns westliche Heidenchristen meist sperrig und teilweise unverständlich klingt, ist für die Pharisäer eine deutlich Aussage, besonders weil sie ja auch die „Theologen“ im Volk Israel waren.
Jesus zeigt ihnen nun sehr deutlich ihre Geisteshaltung, ihre Gesinnung auf.
Zunächst zeigt der Vers 25 die Grundlage für die harte Gesetzesrede gegen diese Pharisäer:
Da er aber ihre Gedanken kannte […], Jesus wusste also schon genau wie sie über ihn dachten, er kannte ihre Einstellung, ihre Haltung.
Darum dann auch diese Aussage:

Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird den Menschen nicht vergeben werden.
Und wer irgend ein Wort redet gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wer aber irgend gegen den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden – weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.

Mt. 12,31-32

Und wie schon gesagt, die Pharisäer haben es genau verstanden. Um das genauer zu erfassen müssen wir uns auch mit dem Grundtext auseinandersetzen, dadurch wird das Ganze ein wenig deutlicher.
Denn nun haben wir ein Problem. Und zwar mit der Übersetzung des Bibeltextes. Der Begriff „Lästerung“ lautet im Grundtext: βλασφημία (blasphemia) und bedeutet wortwörtlich: Verleumdung. Die genaue Bedeutung umfasst ein gegen Gott oder Menschen gerichtetes bösartiges Reden, welches Verachtung, Herabsetzung, Schmähung und Verwerfung beinhaltet.
Somit wird deutlich, dass es sich hier nicht um ein bloßes Lästern handelt. Es ist die Verwerfung, die Ablehnung des Wirkens Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes.
Das wird in Vers 32 noch einmal deutlich gemacht. Gegen Jesus reden kann vergeben werden aber das Wirken des Heiligen Geistes in Abrede zu stellen, also gegen ihn reden, wird nicht vergeben werden.
Und noch einmal, Jesus redet zu den Pharisäern, die vor ihm stehen! Und sie haben seine Verurteilung durchaus verstanden! Hier offenbart sich für sie eine gewichtige Tragik, ihnen wird nicht mehr vergeben werden.
Nochmals eine Erläuterung zum Grundtext: Zeitalter im Grundtext: αἰών (aion): Zeit, beschreibt je nach Textzusammenhang einen bestimmten Zeitpunkt, Gegenwärtig oder in Zukunft. Auch wird dieser Begriff für die Lebenszeit eines Menschen oder für die Ewigkeit gebraucht.
Die Pharisäer erfahren durch die Aussage Jesu ihre Verwerfung, ihr Gerichtsurteil. Sie werden keine Vergebung erfahren solange Jesus noch auf dieser Erde weilt, auch nicht in Zukunft, wenn Jesus noch einmal wiederkommt und der Rest des Volkes Israel seine Wiederherstellung erfährt.
Ihre Hoffnung auf die Errettung durch den Messias ist dahin. In diesem Moment erfahren die Pharisäer die Erfüllung alttestamentlicher Prophetie:

So spricht der HERR zu diesem Volk: So haben sie geliebt umherzuschweifen, sie hielten ihre Füße nicht zurück; und der HERR hat kein Wohlgefallen an ihnen; nun wird er ihrer Ungerechtigkeiten gedenken und ihre Sünden heimsuchen. Und der HERR sprach zu mir: Bitte nicht für dieses Volk zum Guten.

Jer. 14,10-11

Und das Ganze, weil sie sagten:

Er hat einen unreinen Geist.

Mk. 3,30

An dieser Stelle hilft uns der Autor der Bibel, der Heilige Geist, diese Begebenheit hier in Matthäusevangelium auf eine einfache Art und Weise zu verstehen. In der Parallelstelle im Markusevangelium sehen wir eine Erklärung. Von daher ist es wichtig nicht nur einen Text zu lesen, sondern auch den gesamten Zusammenhang in der Bibel zu erfassen!

Ein Fazit

Kann nun ein Christ den Heiligen Geist „lästern“? Ich sage nein!
Wie ich versucht habe durch eine genauere Betrachtung den Hintergrund zu erklären, sehen wir ja auch dass die Bibel einem dabei helfen kann, ich verweise noch einmal auf die Parallelstelle aus dem Markusevangelium.
Zwei wichtige Gedankengänge zum Schluss.
Es ist aus einem bestimmten Grund heute nicht mehr möglich die Sünde gegen den Heiligen Geist zu begehen, weil Jesus nicht mehr in leiblicher Gestalt auf Erden ist und Wunder wirkt.
Dann erinnern wir uns daran, dass uns der Heilige Geist geschenkt worden und bleibend in uns ist. Und eine der Aufgaben des Heiligen Geistes ist unter anderem uns von der Sünde zu überführen (Joh. 16,8). Wenn also einem diese Gedanken quälen ob wir den Heiligen Geist „gelästert“ haben so zeigt doch die Unruhe in uns, dass der Heilige Geist in uns wirkt.
Dadurch dass der Heilige Geist in uns wohnt ist es nicht möglich diese sogenannte Sünde zu begehen:

Deshalb tue ich euch kund, dass niemand, der im (oder mit dem) Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus!, und niemand sagen kann: Herr Jesus!, als nur im (oder mit dem) Heiligen Geist.

1.Kor. 12,3

Nur ein unbekehrter Mensch kann durchaus gegen den Heiligen Geist reden, nur wird er sich weiterhin keine Gedanken darüber machen. Er ist sowieso geistlich tot und weil er sich bewusst gegen das Wirken des Heiligen Geistes stellt ist sein Urteil bereits gesprochen:

Wie viel schlimmerer Strafe, meint ihr, wird der wert geachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein erachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?

Hebr. 10,29

Wir aber haben jetzt die Zusagen Gottes:

Also ist jetzt keine Verurteilung für die, die in Christus Jesus sind.
Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Rö. 8,1 + 38-39

Und:

Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Joh. 1,9

Schlussbemerkung

Wir sehen durchaus, wenn wir uns näher mit dem Wort Gottes auseinandersetzen, dass wir dann eine richtige, eine erbauliche Belehrung erfahren.
Die Lehre über die sogenannte „Sünde gegen den Heiligen Geist“ hat ihren Ursprung in den dunklen Abgründen der Kirchengeschichte. In keinem Fall ist es aber Lehre der Bibel.
Natürlich ist es eine ernstzunehmende Aussage welche Folgen das Reden gegen den Heiligen Geist hat. Es ist eine Mahnung an Menschen, die noch nicht bekehrt sind, also die Jesus Christus noch nicht nachfolgen, aber keinesfalls ist es eine Drohung oder Bedrohung für wiedergeborene Christen.
Wir sind Gottes Kinder, die ein besonderes Verhältnis zu Gott in Jesus Christus haben.
Der Heilige Geist ist dabei unser Beistand, Fürsprecher und Helfer. Und durch ihn sind wir in der Lage ein Gottwohlgefälliges Leben zu führen.

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!

Rö. 8,15

Andreas

Gläubig, aber nicht leichtgläubig. "Bibelfreak", (In)Fragensteller, verliebt in Kirchengeschichte und dem Historischen Hintergrund der Bibel. Und immer auf der Suche nach der Wahrheit in der Wahrheit. Alles hinterfragen - auch mit der Aussicht keine Antwort zu finden. Ich mag Josua, David, Petrus und Paulus. Und noch viele andere Personen in der Bibel, vor allem aber die "Versager und Chaoten"...

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